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Leserzuschrift an DIE ZEIT

„Gipfel des Misstrauens, Nichts wissen. Alles verlieren, Ein paar Prozent Streit, Ignorieren hilft nicht“

Missbildung

Lobenswert ist, dass DIE ZEIT, nach selbstkritischer Feststellung ihres Anteils am Medienversagen, nun zur ökonomischen Bildung Beiträge bringen will; gegen finanziellen Analphabetismus. Der Wille kann zwar Berge versetzen, aber ersetzen kann er fehlendes Wissen nicht. Und zur ökonomischen Bildung trägt das Ausbreiten von angeblich allerorts fehlendem Wissen gar nicht bei.

 

Lobenswert wäre, hätte DIE ZEIT, wenigstens, einen Bildungsbeitrag, zum Beispiel von Dieter Heuskel, gebracht, in dem er seine zitierte Aussage zum Verständnis von Wirtschaft und woher das Geld kommt hätte vertiefen können. Oder ist das von ihr festgestellte fehlende Vertrauen der Unternehmen und Unternehmer in sich selbst nun in eigenes Misstrauen in die Fähigkeiten und das Wissen der Unternehmer umgeschlagen? Aber der Unternehmer ist ein praktischer Mann, der zwar nicht immer bedenkt, was er außerhalb des Geschäfts sagt, aber stets weiß, was er im Geschäft tut. Er ist kein ökonomischer Analphabet, und er hätte bestätigt, dass ein Fehl an Kunden auch nicht mit einer Planung, und auch nicht mit einer Finanzplanung, verhindert werden kann.

 

Kritikwürdig ist, dass DIE ZEIT auch zur Missbildung beiträgt. Und sie trägt dazu bei, wenn sie dem Leser, wie zum Beispiel in der kleine(n) Geschichte des Zins, nicht nur etwas von seiner Geschichte vermitteln will. DIE ZEIT vermittelt dem Leser als Kompetenten in Fragen Zins Peter Müller, der zwar Aristoteles Ausführungen zum Zins weder korrekt zitiert noch versteht, dafür aber behauptet, in der DDR hieße der Zins Produktionsfondsabgabe und so gar glaubhaft machen will, mit eins, zwei Sätzen das zum Zins wiedergeben zu können, was die Klassiker dazu erkannt haben. Oder sollen die Leser Peter Müllers ernüchterndes Ergebnis, dass Fragen nach dem Zins letztlich in eine nicht zu beantwortende moralische Frage mündet, als Hinweis darauf verstehen, dass sie mit diesen Erkenntnissen ihren finanziellen Analphabetismus überwinden können? Um die Zweifel der Leser an diesen Erkenntnissen zu zerstreuen, gibt ihnen DIE ZEIT noch eine für sie gut lesbare Begründung, dass zur Bildung auch gehört zu wissen, was man nicht wissen darf. Also zum Beispiel: Alles, was er von Peter Müller nicht oder falsch zum Zins zu lesen bekam, braucht er nicht oder nicht besser zu wissen, weil er es nicht wissen darf. Und so viel Bildung hat der Leser, das zu wissen? Eine klassische Missbildung!

 

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