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Kommentar in Wirtschaftswoche Online 20.08.2012

Zu: „Die Euro-Zone muss verkleinert werden" von Hans Werner Sinn

Die von der EZB als Geldpolitik verstandenen Genehmigungen zum Drucken von Euro-Geldmengen folgen dem Bedarf an Euro-Zahlungsmitteln. Diese Genehmigungen folgen aber dem jeweiligen Bedarf, der von einem Land der Euro-Zone (an)gemeldet wird. Es ist also nicht der feststellbare, aber mit dieser Geldpolitik nicht festgestellte Bedarf der Euro-Zone. Und es ist auch nicht der Bedarf der Realwirtschaft, also der für die „Produktion“ von Gütern und Leistungen, mit deren Ergebnissen auch ein schuldenfreier Staat unterhalten werden kann. Es ist vor allem der Bedarf für die Produktion von und dem Handel mit auf Geld lautenden Papieren. Es ist also der Bedarf, Schulden bezahlen (tilgen) zu können. Weil aber die Tilgung dieser Schulden immer weniger oder schon längst nicht mehr aus „Überschüssen“ der „Realwirtschaft“ erfolgen (können), wächst die „Finanzwirtschaft“, wächst die Produktion von und dem Handel mit auf Geld lautenden Papieren, wächst der Bedarf an Euro-Zahlungsmitteln für die Tilgung immer noch größerer Schulden. Das ist ganz im Interesse der „Finanzakrobaten“, daraus profitieren zu können. Der Euro „muss auf einen Kern funktionsfähiger Länder reduziert werden, während die anderen Staaten wieder eigene Währungen benötigen, um abwerten und wettbewerbsfähiger werden zu können“. Um diese Funktionsfähigkeit feststellen zu können, bedarf es ein verändertes Verständnis von Wirtschaft, also dass „Finanzwirtschaft“ nicht mehr als Teil der Wirtschaft, also dass deren Produktion von und dem Handel mit auf Geld lautenden Papieren nicht mehr als Leistung eines Landes und der Euro-Zone zu verstehen und auszuweisen ist. Dann könnte nicht nur die reale Lage festgestellt werden, sondern auch die Mittel und Bedingungen, mit denen Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden kann. Die Bewertung und in Folge deren vielleicht auch die Abwertung einer Währung könnte daraus abgeleitet werden. Die Abwertung einer Währung wäre also eine notwendige Korrektur, aber keine hinreichende Bedingung, „wettbewerbsfähiger werden zu können“. „Geldpolitik“ für die Euro-Zone kann also nicht als „Summe“ der jeweiligen „Geldpolitik“ für jedes Land der Euro-Zone verstanden und betrieben werden.

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